Bürokratisches Monster oder ein echter Meilenstein für Menschenrechte, Nachhaltigkeit und Umweltschutz? Das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) sorgt seit seinem Inkrafttreten im Jahr 2023 für Diskussionen. Befürworter betonen, dass das Gesetz Unternehmen verpflichtet, bestimmte Standards bezüglich Menschenrechte und Umwelt entlang ihrer Lieferketten einzuhalten.
Gegner hingegen beklagen eine zu hohe bürokratische Belastung und Wettbewerbsnachteile für Unternehmen. Was es mit dem Lieferkettengesetz genau auf sich hat und wie es für mehr transparente Lieferketten sorgen will, erfährst du jetzt in unserer Lieferkettengesetz Zusammenfassung im Blog.
Hinweis: Der Artikel dient ausschließlich informativen Zwecken und wurde nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Der Artikel ist kein juristisch gültiger Text und ersetzt auch keine Rechtsberatung.
Für wen gilt das neue Lieferkettengesetz? – Wer ist LkSG pflichtig?
Laut Bundesministerium für Arbeit und Soziales gilt das “Gesetz über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten zur Vermeidung von Menschenrechtsverletzungen in Lieferketten” (so der offizielle Name des Gesetzes, Quelle: Gesetze im Internet) als Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz für Unternehmen ab einer Größe von mindestens 1000 Beschäftigten im Inland. Zuvor galt im Lieferkettengesetz 2023 eine Anzahl von 3000 Beschäftigten im Inland als verbindlicher Richtwert.
Das Gesetz wurde von der Bundesregierung bereits im Juli 2021 erlassen, jedoch galt eine schrittweise Einführung bis 2023, um Unternehmen Zeit zur Anpassung zu geben. Verpflichtend wurde das Gesetz zum Anfang 2024 (Quelle: Bundesministerium für Arbeit und Soziales). Mit dem Lieferkettengesetz 2024 sind nun also alle Unternehmen über 1000 Beschäftigte betroffen, für die das LkSG bisher nicht galt.
Bild: Bernd Dittrich über Unsplash
Neben dem eigenen Betrieb erstreckt sich das Gesetz auch auf alle unmittelbaren Zulieferer (direkte Vertragspartner) entlang der Lieferketten. Bei indirekten Vertragspartnern oder mittelbaren Zulieferern besteht hingegen nur eine Prüfpflicht, der die Unternehmen bei Hinweisen auf Verstöße nachgehen müssen (Quelle: IHK Lippe zu Detmold). Dafür beauftragen Unternehmen und Organisationen spezielle Manager für die menschenrechtliche Sorgfalt.
Was besagt das EU-Lieferkettengesetz?
Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz ist ein deutsches Lieferkettengesetz. Die EU hat sich jedoch in ihrem Gesetzentwurf auf ein ähnliches neues Lieferkettengesetz geeinigt: die Europäische Lieferkettenrichtlinie. Verabschiedet wurde die Initiative Lieferkettengesetz der EU im Sommer 2024 und soll nach einer zweijährigen Übergangsfrist im Jahr 2026 in Kraft treten.
Die EU-Lieferkettenrichtlinie unterscheidet sich jedoch in einigen Punkten vom deutschen Lieferkettengesetz. Zwar betrifft auch das europäische Lieferkettengesetz Unternehmen ab einer Größe ab 1000 Beschäftigten innerhalb der Mitgliedstaaten der EU, allerdings nur, wenn diese auch einen Umsatz von mindestens 450 Millionen Euro pro Jahr erzielen. Außerdem gilt das EU Lieferkettengesetz nach aktuellem Stand darüber hinaus im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) mit Ausnahme der Schweiz.
Bild: CHUTTERSNAP über Unsplash
Der größte Unterschied zwischen dem deutschen und dem EU-Lieferkettengesetz liegt in der Haftung. Während das deutsche Lieferkettengesetz keine Haftung vorsieht, ermöglicht die EU-Lieferkettenrichtlinie zivilrechtliche Klagen von Einzelpersonen (Quelle: ZDF).
Welche Maßnahmen umfasst das Lieferkettengesetz?
Das Lieferkettengesetz umfasst eine Vielzahl von Maßnahmen, die Unternehmen dazu verpflichten, für transparente Lieferketten zu sorgen und ihre Verantwortung für Umweltstandards und Menschenrechte wahrzunehmen. Außerdem betont das Lieferkettengesetz die Nachhaltigkeit und dass Unternehmen auch für die Aktivitäten ihrer Zulieferer verantwortlich gemacht werden können.
Konkrete Maßnahmen aus dem Lieferkettengesetz (Quelle: Bundesministerium für Arbeit und Soziales) sind in diesem Zusammenhang die unternehmerischen Sorgfaltspflichten, bei denen Unternehmen global ihre Lieferketten bezüglich der Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards bewerten und Risiken minimieren müssen. Für die Umsetzung dieser Maßnehmen qualifiziert dich auch unser Zertifikatslehrgang Sustainable Leadership (IHK).
Übrigens: Auch Kunden und Investoren achten bei ihren Entscheidungen zunehmend auf die Einhaltung dieser Standards. CSR-Manager helfen Unternehmen dabei, ihrer gesellschaftlichen und nachhaltigen Verantwortung gerecht zu werden. Mehr dazu erfährst du hier in unserem Lehrgang CSR-Manager (IHK).
Zudem müssen Unternehmen bei Verstößen die Initiative ergreifen und entsprechende Gegenmaßnahmen einleiten. Darüber hinaus müssen Unternehmen hinsichtlich der Lieferkettentransparenz regelmäßig über die Bedingungen und umgesetzten Maßnahmen in ihren Lieferketten berichten.
Warum wurde das LkSG eingeführt?
Neben den vorrangigen Zielen, die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards zu fördern, wurde das LkSG beschlossen, um Wettbewerbsvorteile für Unternehmen zu verringern, die bereits entsprechende Maßnahmen für ihre globale Lieferkette getroffen haben, um ihrer Verantwortung im Lieferketten Management gerecht zu werden (Quelle: Bundesregierung).
Bild: Markus Spiske über Unsplash
Die Bundesregierung betrachtet zudem die Chancen für nachhaltige Lieferketten durch das LkSG bzw. das LkSG EU als entwicklungspolitisches Instrument, um die Menschen entlang der Lieferketten in ihren Heimatstaaten vor Ausbeutung und Umweltzerstörung zu schützen (Quelle: Bayerischer Rundfunk).
Was passiert, wenn Unternehmen gegen das Lieferkettengesetz verstoßen?
Bei einem Verstoß gegen das Lieferkettengesetz drohen Unternehmen Bußgelder in Höhe von bis zu 8 Millionen Euro oder bis zu 2 Prozent des weltweiten Jahresumsatzes. Die umsatzbezogene Höhe gilt nur für Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 400 Millionen Euro (Quelle: CSR-in-Deutschland).
Wer profitiert vom Lieferkettengesetz?
Vorrangig soll das Lieferkettengesetz entlang der Lieferketten die Arbeitsbedingungen verbessern und Menschenrechte stärken. Neben den Menschen, die in den Lieferketten global agierender Unternehmen arbeiten, soll auch die Umweltsituation in deren Herkunftsländern von den Regelungen des deutschen Lieferkettengesetzes profitieren. Nach der Abstimmung im Europäischen Parlament im April 2024 knüpft auch das EU Lieferkettengesetz an diese Ziele an.
Unternehmen, die sich an die Vorgaben des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes halten, können ebenfalls profitieren, da sie keine Wettbewerbsnachteile mehr gegenüber Konkurrenten haben, die weniger in nachhaltige Lieferketten investieren. Aber nicht nur Unternehmen profitieren von der Einhaltung dieses Gesetzes. Auch für deine Karriere bieten die Aufgaben eines Supply Chain Managers nachhaltige Chancen!